Aktionstag gegen Menschenhandel

Podiumsdiskussion und Infostand

 

Seit mehreren Jahren arbeiten die drei salvatorianischen Gemeinschaften in Österreich gemeinsam an einem wichtigen und aktuellen Thema: Menschenhandel. Diese Kooperation gründete in der Initiative „Ware Mensch“, mit dem primären Ziel der Aufklärung und Sensibilisierung einer breiteren Öffentlichkeit.


Neben dem jährlichen Infostand am EU-Tag gegen Menschenhandel (18. Oktober), organisierten die salvatorianischen Gemeinschaften in diesem Jahr eine weitere öffentliche Veranstaltung mit der Unterstützung der Ordensgemeinschaften Österreichs. Am 18. September 2014 öffnete das SDS Kloster in der Wiener Innenstadt seine Pforten für eine Podiumsdiskussion, bei der fünf ExpertInnen unter der Moderation von Christoph Riedl-Daser (ORF) über dieses globale Verbrechen sprachen.

 

Die Podiumsdiskussion im Sommerrefektorium in St. Michael war gut besucht. Dies ist kaum verwunderlich, wo doch jede einzelne Expertin das Publikum aus erster Hand über diese weltweite Problematik informieren hätte können. Ein lebhafter Austausch gewährte den BesucherInnen einen tiefen Einblick in eine höchst aktuelle Form von organisierter Kriminalität, die mehr als 21 Millionen Betroffene aufweist. Der weltweite Umsatz von moderner Sklaverei wird auf etwa 32 Milliarden US $ geschätzt. Obwohl in den letzten Jahren in diesem Bereich in Österreich sehr viel geschehen ist, worauf etwa Elisabeth Tichy-Fisslberger (Koordinatorin der Task Force Menschenhandel) hinwies, seien immer noch mehr Bemühungen erforderlich, um den Opfern in Österreich entsprechend helfen zu können, insbesondere durch eine globale Bekämpfung von Armut.

 



Die frühere Frauenministerin Helga Konrad (SPÖ) machte an diesem Abend deutlich, dass Menschenhandel ein grausames Geschäft sei, welches kein Land im Griff habe. Menschenhandel sei somit auch ein österreichisches Problem berichtete Konrad. Die Salvatorianerin Patricia Erber vom Verein SOLWODI kritisierte besonders, dass es mehr Anlaufstellen für Betroffene im Westen Österreichs brauche. Katharina Beclin von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien machte deutlich, dass hierzulande nur ein Bruchteil der TäterInnen zur Verantwortung gezogen wird, nämlich etwa „jede/r Zwanzigste oder Dreißigste“. Relevant für die Prävention sei auch nicht die Höhe der Strafandrohung, sondern die Rate der Verurteilungen, welche in Österreich sehr niedrig sei. Beclin kritisierte ebenso die wenigen Perspektiven, die den Opfern von Menschenhandel in Österreich geboten werden. „Man muss den Opfern zuerst die bestmögliche Sicherheit bieten, denn erst dann werden sie überhaupt [der Polizei gegenüber] aussagen.“ Claudia Dannhauser vom Landeskriminalamt Wien berichtete: „Viele der Betroffenen werden später zu TäterInnen (…) Wir hatten hauptsächlich teilbedingte Freiheitsstrafen im Bereich von drei bis sechs Monaten, in der Regel waren die Haftstrafen aber nach der Untersuchungshaft bereits verbüßt, was wie ein Schlag ins offene Gesicht für die betroffenen Frauen ist."

 

Aktionen wie diese Podiumsdiskussion können das Verbrechen Menschenhandel nicht lösen, tragen aber zu einer Verbesserung bei, da bei einer solchen Zusammenführung von ExpertInnen sowohl Schwachstellen im System diskutiert als auch Lösungsvorschläge besprochen werden. Diese Aktion war ein weiteres sichtbares Zeichen seitens der salvatorianischen Gemeinschaften, der Ordensgemeinschaften in Österreich wie auch der Kirche, dass auf die zahlreichen Betroffenen im In- und Ausland nicht vergessen wird. Ganz im Gegenteil, man ist darum bemüht, jene Menschen am Rande der Gesellschaft auch in Zukunft zu unterstützen, zum einen durch konkrete Anlaufstellen wie SOLWODI, zum anderen durch öffentliche Aktionen wie diese, die mehr Druck auf die Regierung und die zuständigen Behörden erzeugen sollen.

 

 Mag. Lukas Korosec


Podiumsdiskussion am 18. September 2014 in St. Michael
Podiumsdiskussion am 18. September 2014 in St. Michael